Herzrhythmusstörungen

Große Rassen und Riesenrassen sind anfälliger für Schädigungen des Herzmuskels selbst.
(aus: So wird Ihr Hund gesund von Dr. H. Puttner & E. Rohrer, 1999)


Neben angeborenen oder erworbenen Herzkrankheiten, spielen Herzrhythmusstörungen eine gewichtige Rolle in der Herzdiagnostik und je nach Härtegrad reichen sie von „Naja, sind halt da, man kann damit leben.“ bis hin zu: „Jeden Moment kann’s vorbei sein!“.

Bei Panda, einem kleinen Mischling aus Spanien, dessen Alter auf irgendwas Richtung 10 geschätzt wird, wurden bei einem Ultraschall ebensolche Herzrhythmusstörungen festgestellt, womit er aber recht gut leben konnte. – Mit diesem neuen Wissen wurde uns Zweibeinern die „goldene Arschkarte“ zugespielt, da Panda (ca. 10kg) immer wieder, teilweise auch über eine längere Strecke getragen werden musste, wenn seine Zunge zu blau erschien, bis sich diese wieder normalisiert hatte.

Bei Herzrhythmusstörungen, die vor allem bei kleinen Hunden sehr oft vorkommen und meist (nicht immer!!) unbedenklich sind, setzt das Hundeherz zeitweise aus, wodurch die Sauerstoffzufuhr gestört wird => die Hundezunge verfärbt sich blau.

Je nach Schwere der Störung, …

  • „trottelt“ der Hund ohne großes Interesse an der Umgebung hinter seinem Menschen her, um einerseits für die Wiederaufnahme der Herzleistung Zeit zu gewinnen und andererseits nicht den Anschluss zum Menschen zu verlieren,

Zweibein könnte stark versucht sein, den „Trödler“ zurecht zu weisen und / oder anzutreiben… HALT!! Erst mal abwarten, bis der Hund bei einem ist!! Besser noch: ihm entgegen gehen und die Zunge anschauen!!

Blaue Zunge: sofortiger Stopp der derzeitigen Aktivität, ggf. Tierambulanz rufen, falls keine regionale Tierambulanz vorhanden: Hund tragen (bei großen, schweren Hunden abwarten, bis sich die Zunge wieder normalisiert hat / jemand bitten, das Auto zu holen) und zu einem, wirklich auf Herz spezialisierten Tierarzt bringen.

  • hält der Hund mitten im Gehen, Laufen oder Spielen plötzlich inne, als hätte er ein unhörbares Abbruchsignal erhalten, reagiert nicht auf Ansprache und erscheint abwesend,

Hautnase denkt, der Hund habe etwas Interessantes in der Ferne entdeckt oder „spinnt mal wieder“.

  • fällt der Hund aus dem Stand heraus in eine wenige Sekunden dauernde Bewusstlosigkeit (sog. Synkope).

Das Herz sucht sich in diesen Momenten (sehr langsam machen, zur Salzsäule erstarren, umkippen) quasi den „Wiederherstellungspunkt“, um seinen Dienst wieder aufzunehmen.

Weiß man um die Herzrhythmusstörung seines Hundes und deren Schwere, sollte man ihn entweder gut weit vor dem kritischem Punkt zur Ruhe rufen (können) oder gar nicht erst ins Gewühl mit (vielen) Artgenossen kommen lassen.

Für den Mensch am anderen Ende der Leine kann es einem Supergau gleich kommen, den eigenen Hund „mal eben so“ umfallen und sekundenlang bewusstlos daliegen zu sehen, ohne auch nur irgendetwas machen zu können, außer abzuwarten, dass und bis der Hund wieder zu sich kommt. Der Hund selbst merkt davon rein gar nichts und kann sich, nachdem er wieder „zurück“ ist, auch nicht mehr daran erinnern.

Bereits nach dem ersten Umkippen sollte der Hund sofort einem entsprechend spezialisiertem Tierarzt vorgestellt werden!

Im süddeutschen Raum und in der Schweiz sind hierfür zu empfehlen:

Deutschland:
Kleintierzentrum Dr. Riegger Villingen
Tierkardiologie der LMU München

Schweiz:
Tierspital Bern
Tierspital Zürich

!! Finger weg von normalen Kleintierpraxen, deren Inhaber über keine explizite Spezialausbildung verfügen, ggf. eine Untersuchung per Ultraschall für „nicht notwendig“ befinden und / oder Kardiolog(inn)en mit mobiler Ausrüstung !!

Treten Synkopen in recht regelmäßigen Abständen oder unberechenbar häufig auf, wäre ein Langzeit-EKG zu überlegen, welches jedoch einiges an „Aufwand“ für Alle mit sich bringt: bislang gibt es nämlich nur zwei Tierkliniken, die auf Langzeit-EKG beim Hund spezialisiert sind: die LMU in München und das Tierspital in Zürich.

Je nachdem, was das Langzeit-EKG preis gibt, könnte eine nächste Überlegung im Raum stehen: Herzschrittmacher oder nicht?

Die Implantation von Herzschrittmachern bei Hunden ist mittlerweile ein Routineeingriff und auf höchstmöglichem Niveau mit 2-pulsigen Implantaten*, aber auch hierbei gibt es derzeit nur eine durch und durch kompetente, weil darauf spezialisierte Anlaufstation in Deutschland: die LMU in München.

* 2-pulsig bedeutet, dass der Herzschrittmacher sich an den Zustand des Hundes anpassen kann: dreht der Hund auf, weil er bspw. freudig erregt ist und sein Puls geht dabei auf 200, so geht auch der Herzschrittmacher mit.

Herzschrittmacher für Hunde sind keine Sonderanfertigung eines bestimmten Herstellers, sondern kommen aus der Humanmedizin und liegen demnach preislich im Rahmen. – Wer eine Tierkrankenversicherung hat, sollte im Vorfeld abklären, ob und in welcher Höhe die Kosten für so eine OP übernommen werden.

Ob sich das Einsetzen eines Herzschrittmachers für seinen Hund allerdings lohnt, ist vor allem vom Alter des Tieres abhängig: Narkoserisiko, allgemeine bzw. restliche Lebenserwartung, inwiefern verbessert sich die Lebensqualität für den Hund wirklich?, zukünftiger Aufwand für die Wartungsarbeiten, die nur vor Ort in München gemacht werden können, usw.

Der kritischste Punkt bei so einer OP und somit die Entscheidung über Weiterleben oder („sowieso“) Sterben, ist der Übergang vom Abschalten der hundeeigenen Herzleistung zur Inbetriebnahme des Herzschrittmachers, weshalb es – ganz pragmatisch betrachtet – sehr gut überlegt sein muss, ob man sich und den Hund diesem ganzen, damit verbundenen Stress wirklich aussetzen will / kann / soll.

Ein seriöser Kardiologe, berät darüber von Mensch zu Mensch und nicht von Geldbeutel zu Kasse.

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