Umgang mit dem Hund

Wer um die Zusammenhänge von Reiz, Reaktion und Lernprozessen weiß, erspart sich und seinem Tier frustrierende Situationen. (aus: Der unverstandene Hund von Dr. med. vet. Eva Heidenberger)


Nass + Dreckig = glücklicher Hund

Diese Seite dürfte auch Menschen nützlich sein, die entweder sehr unsicher im Umgang mit Hunden sind oder gar Angst vor ihnen haben, weil sie weder die Körpersprache des Hundes verstehen, noch wissen, wie sie sich selbst verhalten sollen, um sich dem Hund gegenüber – für ihn verständlich – freundlich gesinnt darzustellen.

Doch nicht nur Menschen, die kaum bis keinen Bezug zu Kaniden haben, auch die „Experten“ kriegen es in der Regel nicht gebacken, einfachste Begriffe der Hundesprache umzusetzen; vorausgesetzt man wurde sich seines persönlichen Defizites überhaupt bewusst.

Damit sie ihre „Ware“ möglichst schnell los werden, um den nächsten „geretteten“ Schwung anbieten zu können, behaupten viele Tiersch(m)ützer gerne, wie leicht und einfach der erste Kontakt, das Erziehen und Zusammenleben mit einem Straßenhund ist. – Nicht kann, sondern ist. Angeblich sein soll…

Einen Straßenhund (wieder) hoch zu bringen, geht weder innerhalb weniger Tage noch Wochen – von dieser Vorstellung kann sich gleich jeder verabschieden, egal wie hundeerfahren man zu sein glaubt.

Es kann Monate dauern, um erste Ziele überhaupt zu erreichen und Jahre, um auf der gefestigten Seite zu sein – je nach dem, wie ernst sich der Mensch selbst seiner Aufgabe stellt.

Eigentlich für kein Tier reicht es, wenn Mensch sich als „Tierfreund“ bezeichnet und meint, damit den Anforderungen zu genügen. Egal, ob es sich um ein Tier aus dem Ausland, aus dem Labor oder einer missratenen Haltung vor der Haustür handelt.

Wie sehr diese Egozentrik nach Hinten los gehen kann, wurde mir schmerzlich bewusst, als ich beispielsweise im Sommer 2010 zwei Kornnattern (kleine Würgeschlangen) und im März 2012 Meike aus der jeweils nicht artgerechten Haltung heraus holte.

Wenn ich eines als Wieder-Hundehalter sowie ehemals mobile Hundebetreuerin erkannt habe, ist es, wie unwissend und naiv (fast schon ignorant) sehr Viele ihrem sowie fremden Hunden begegnen, respektive mit ihnen umgehen – dies gilt für einfache Privatpersonen genauso, wie für (organisierte) „Tierschützer“.

Absolute No Go’s! im Umgang mit Hunden allgemein, weil mit Bedrohlichkeitsfaktor verbunden, sind:
– frontales und/oder lautstarkes („gut gemeintes“) Zugehen auf den Hund,
– sich zum Streicheln und/oder Zutexten des Hundes direkt über ihn zu beugen,
– langer, „lieber“ Blickkontakt, Umarmungen und/oder „Küsschen“ auf die Hundenase,
– sofortige Re-Aktion, wenn der Hund von sich aus kurze Kontakte herstellt.

No Go’s! im Umgang mit Hunden allgemein, um bestimmte Verhaltensweisen zu beeinflussen:
– unerwünschtes Verhalten durch verbale oder körperliche Reaktion zu beachten und somit zu bestärken,

– erwünschtes Verhalten als selbstverständlich anzusehen und den Hund nicht durch sofortige, positive Reaktion (Lob, Streicheln, Futterbelohnung) zu bestätigen,
– menschliche Verhaltensweisen auf den Hund zu projizieren oder ihn wie einen „Mensch auf vier Pfoten“ zu behandeln,
– übertriebener, körperlicher Einsatz, um den Hund in seine „Schranken“ zu weisen. Ernst zu nehmende, souveräne „Leittiere“ haben dies nicht nötig.

Must-do’s im Umgang mit Hunden im Allgemeinen:
– Direkten Blickkontakt (vor allem bei fremden bzw. weniger gut bekannten Hunden) vermeiden.

– Im leichten Bogen auf einen Hund zugehen.
– Die eigene Körperhaltung etwas „verkleinern“.
– Dem Hund auf Augenhöhe begegnen: in die Hocke gehen, Oberkörper etwas abdrehen und sich kommentarlos beschnuppern lassen.
– Möchte der Hund durch Schnüffeln am Genitalbereich erfahren, mit wem er es zu tun hat: Pikieren Sie sich nicht! Das ist absolut hundetypisch und hat nicht das Geringste mit Sexualität nach menschlichem Verständnis zu tun.
– Sprechen Sie mit einem Hund in leisem, freundlichem, klaren Ton, weiterhin ohne direkten Blickkontakt.
– Streicheln Sie einen Hund unterhalb des Kinns, an den Ohren und an der Brust, statt (ständig) über den Kopf.
– Gestehen Sie einem freundlichem Vierbeiner (vor allem aber Ihrem eigenen Hund!) zu, Sie im Gesicht ablecken zu dürfen.
– Beim wieder Aufstehen, den Oberkörper vom Hund weg drehen.
– Kontinuierlicher, inniger Sozialkontakt mit seinem Menschen ist für den Hund ein Lebenselixier – verwehren Sie es ihm nicht!