Er kann nicht denken wie ein Mensch, und auch nicht aus seiner Haut. […]
Wer die Pfeife in der Hand hat, wird damit nicht automatisch zum Boss. (aus: Verstehen Sie Hund? von Martina Braun)
Sind die Rahmenbedingungen soweit erfüllt und steht der Einzug des Pfleglings / des festen Hundes kurz bevor, würde ich am liebsten jedem Berufstätigen einen Magenschlag verpassen, der sich nicht mindestens die erste Woche Urlaub nimmt, um sich voll und ganz auf den neuen Gefährten konzentrieren zu können.
Es kann sein, dass sich der Familienzuwachs bei Ankunft im neuen Heim verhält, als sei er eben aus seinem Urlaub zurück gekommen: freudig, aufgeschlossen, nicht ängstlich oder verunsichert, er läuft durch die Wohnung, als habe er das schon immer genau so getan.
Es kann sein, dass dieses Verhalten wirklich Interesse an der neuen Umgebung ist und / oder ein sofortiger Ausdruck von „endlich in Sicherheit“ – möglich ist aber auch, dass der Hund nicht nur sein neues Umfeld in Augenschein nimmt, sondern auch gleich für sich abcheckt, ob und inwiefern er die Kontrolle übernehmen könnte.
Oftmals wird aufgeschlossenes Verhalten als ein „super, das klappt ja prima“-Zeichen gewertet, ohne den Hund tiefergehend zu beobachten und nur allzu schnell wird sich auf sämtliche Aussagen über das bisherige Wesen verlassen.
Was macht den Menschen so sicher, dass „interessiertes“ Herumlaufen in der neuen Umgebung in Wirklichkeit nicht einfach nur die Suche nach einem bestmöglichen Versteck ist?!
Egal, wie der Neue sich nach der Ankunft verhält, er braucht allem voran erst mal Ruhe und Zeit zugestanden, um sich einzugewöhnen und in den bestehenden Tagesablauf rein zu finden.
Kein ständiges Belagern von Kindern oder Besuchern, die sich „den süßen Neuen unbedingt angucken kommen müssen“, ebenso kein pausenloses Zutexten – Ansprache gut und schön, sie sollte für die ersten Tage allerdings nur auf ein Mini-Minimum beschränkt werden.
Je nach Alter und Charaktere des Hundes, Grad der Verunsicherung sowie Know-How des Menschen, kann die „Landung“ zwischen ein paar Tage und einigen Monaten dauern – besonders traumatisierte Hunde bedürfen noch mehr Fingerspitzengefühl sowie Geduld; ggf. legen sie ihre Scheu und Unsicherheit niemals ganz ab.
Um Traumata entgegen zu wirken, greife ich bereits seit Jahren erfolgreich zu Bach-Blüten, um die Tierseele wieder (annähernd) in Balance zu bringen.
Die Gabe von Bach-Blüten könnte allerdings ein neues, kleines Problem mit sich bringen (oder die ohnehin vorhandenen verstärken), wenn man sie dem noch scheuen und verunsicherten Hund direkt verabreichen möchte: „schon wieder“ fest gehalten zu werden, findet keine Straßenpfote wirklich prickelnd.
Deshalb gibt man die Bach Blüten-Mixtur am Besten ins Futter oder Wasser und lässt den Hund hierbei nicht zusehen: gerade „Straßenkreuzer“ sind überaus intelligent und visualisieren es sehr wohl, wenn an ihrem Futter oder Wasser „manipuliert“ wird.
Der allererste Kontakt zu einem verunsicherten, ängstlich wirkenden Hund sollte auf jeden Fall in ruhiger, geknieter Haltung, mit weg gedrehtem Oberkörper und abgesenktem Blick stattfinden – dies fassen Hunde als Beschwichtigungsgeste auf: „Ich bin nicht drauf aus, mit dir Streit anzufangen, ich möchte dir nichts tun!“ Bestensfalls behält man diese Art der Begrüßung und Kommunikation bei, bis der Hund eines Tages von sich aus, freudig auf einen zukommt.
Dieses Verhalten zu zeigen, gilt für jeden neuen Menschen, mit dem der Hund im Lauf der Zeit das erste Mal bekannt gemacht wird.