Gino 1

Wenn du dir einen Hund aussuchst, der in deinem Haus leben soll, musst du ehrlich zu dir selbst sein: Passt dieser Hund zu meinem Lebensstil, mit all seinen Einschränkungen und kann ich ihn führen? Viel Liebe und gute Vorsätze bieten ihm noch kein ausgeglichenes Leben. (aus: Der Hundeflüsterer von & mit Cesar Millan)


Bereits als (Land)Kind war ich neben Kühe, Schafe und Esel von Hunden sehr fasziniert: im Alter von 10 konnte ich nahezu alle, bis dahin bekannten Hunderassen mit all ihren Besonderheiten sowie Merkmalen aus dem FF querbeet wiedergeben. Mein Favorit war damals der Yorkshire-Terrier. – Ihr könnt Euch vielleicht vorstellen, wie enttäuscht ich war, als ich zu meinem 10. Geburtstag statt einem Hund ein Paar (männliche) Zebrafinken bekam. …

Dass Hunde gaaaaanz tolle Tiere sind und von Haus aus ALLES schon können, sie NIE Arbeit im eigentlichen Sinn machten und alles ja nicht so schwer sein könne, glaubte ich auch noch als Jugendliche, nachdem ich jeweils einen Bobtail sowie einen Gordonsetter in meiner Heimatstadt dabei beobachtete, wie sie an einer ruhigen, nur manchmal befahrenen Straße, „einfach so“ stehen blieben (Setter) bzw. sich setzen (Bobtail) und erst nachdem das jeweilige Auto vorbei gefahren war, sich über die Straße, zu ihrem Menschen, bewegten.

Dass die vorausgegangenen Menschen, entweder im Rahmen eines Trainings oder weil sie einfach schlichtweg flotter waren, als der gemütlich herumschnüffelnde (bereits trainierte) Hund, fast unauffällig ihr Augenmerk trotzallem auf ihr Tier hatten, war mir komplett entgangen. Ich war so vom „Können“ der Hunde fasziniert, dass ich auf den Mensch dahinter überhaupt nicht geachtet hatte. – OK, so einen „perfekten“ Hund wollte ich eines Tages auch! …

1996: Mit 21 (eigener Haushalt, erlernter Beruf, weitestgehend fest im Leben stehend) erzählte mir eine Freundin, die Hunde eines Bekannten (Labrador-Hündin, Schäferhund-Rüde) hätten einen achtköpfigen „Unfallwurf“ produziert; die Welpen sollten verschenkt werden. – „Selbstverständlich“ wurde ich nicht nur hellhörig, sondern auch schnellstmöglich bei diesem Bekannten vorstellig und reservierte mir schließlich eine Hündin. Sie sollte Gina heißen.

Als ich am WWA (Welt-Welpen-Abholtag; M. Rütter) meine Gina abholen wollte, erfuhr ich, dass diese doppelt versprochen und mittlerweile schon geholt worden sei. – Genau genommen waren bereits alle Welpen, bis auf einen Rüden, weg. – So stand ich nun also vor der großen Welpen-Laufbox, in der es vor einigen Wochen noch wuselte. Nun saß fast mittig, ein von Eltern und Geschwistern getrenntes, zuckersüßes, acht Wochen junges Fellknäuel, mit großen, dunklen Augen darin und wusste nicht so recht, was geschehen war. Ok, … egal … dann halt einen Rüden … Hauptsache, einen Hund!

Keine gute Basis!

Nun, was soll ich sagen? Ich taufte ihn kurzerhand Gino, wobei er – rückblickend gesehen – alles andere, eher ein Paul, ein Buddy, ein Max, doch ganz sicher kein Gino war. Um Zeit für die Erziehung (im Crashkurs) zu haben, nahm ich mir meinen 6-wöchigen Jahresurlaub.

Alles in Allem bekam ich ihn in Bezug auf Freundlichkeit, Sozialverträglichkeit und Geduldsamkeit gut hin, doch für ihn war ich die Lachnummer schlechthin: er stellte mich immer wieder (erfolgreich) in Frage, bis ich schließlich sieben Monate später einsehen musste, dass nur meine „Liebe“, meine „Faszination“, „meine“ Träume sowie mein äußerst mangelhaftes Sachwissen nicht einmal im Ansatz ausreichten, ein buchstäblich erfülltes Hundeleben führen bzw. bieten zu können.

Gino war mit seinen damals 9 Monaten ein zwar etwas schlaksiger, doch stattlicher, athletischer und großer Labrador-Schäferhund-Mix, der mich, wenn er sich aufstellte, seine Pfoten auf meine Schultern legte, um einen guten Kopf überragte. Bei der Suche nach einem neuen Zuhause für ihn, nahm ich letzten Endes Hilfe vom Tierheim München in Anspruch.